Karate

Geschichte

Die Ursprünge des Karate liegen auf Okinawa, einer schmalen Insel, die etwa in der Mitte einer langgestreckten Inselkette (Ryu Kyu), welche sich von Japan im Norden bis fast zur Türschwelle Chinas im Süden ausdehnt. Okinawa ist die Hauptinsel der Ryu Kyu-Inselkette im Pazifik.

GichinFunakoshi

Gichin Funakoshi - der Stilgründer des Shotokan-Karate

Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. gab es Kontakte mit dem Festland. In der Folgezeit wurden vor allem enge Beziehungen zu China unterhalten, die sich auch auf die Entwicklung des Karate auswirkten. Auf Okinawa entwickelte man ein Kampfsystem (Tode), das sich ausschließlich an der Selbstverteidigung orientierte und keinerlei philosophische Elemente enthielt. Aufgrund der ausgeprägten Kontakte zum Festland, brachten einige Meister des Tode Kataformen des Ch`uanfa (Kungfu) aus China mit. Dies führte zu entsprechenden Einflüssen auf die okinawanischen Kampfsysteme des Tode.

Als im Jahre 1429 der okinawanische König Sho Hashi den Besitz jeglicher Waffen verbot, begann sich unter chinesischem Einfluß die Kampfmethode der leeren Hand auf Okinawa zu verändern. In dieser Zeit entwickelte man auch die Handhabung verschiedener landwirtschaftlicher Geräte zum Kampf, was schließlich zur Entstehung des Kobudo führte. Das Tode, welches in der Übersetzung Bezug auf China nimmt, wurde später als Okinawa-te (Technik aus Okinawa) bezeichnet.

Das Okinawa-Te stand den Stilen des Ch`uanfa noch sehr nahe und unterschied sich wesentlich von den später entwickelten Stilen. So richteten sich alle Fußtechniken zur mittleren (Bauchbereich) und unteren (Genitalien, Beine) Stufe, wobei alles spektakuläre als Risiko angesehen und daher nicht geübt wurden. Vor allem die Wirkung der Techniken stand im Vordergrund, was sich in vielen heute geübten Kata wieder spiegelt. Durch die Übernahme philosophischer und gesundheitlicher Aspekte entwickelte sich Karate zu einer umfassenden Methode zur Schulung und Stärkung von Körper und Geist.

Aus den verschiedenen Stilrichtungen des Okinawa-te, das im 20. Jahrhundert in Karate umbenannt wurde (Weg der leeren Hand), entwickelte sich unter anderem das Shotokan Karate von Gichin Funakoshi (1868-1957, Photo), der im allgemeinen als “Vater des modernen Karate” betrachtet wird. Funakoshi kam 1922 im Alter von 55 Jahren allein nach Japan, um Karate, welches bis dahin weitgehend durch die okinawanischen Meister gegenüber Japan abgeschirmt wurde, vorzustellen. Nachdem seine Vorführung mit großer Begeisterung angenommen wurde, blieb Funakoshi, entgegen seinen ursprünglichen Plänen, auf vielfältigen Wunsch in Japan, um Karate zu lehren. Dabei legte er den Schwerpunkt auf die richtige innere Einstellung, den Geist, im Sinne des Karate-Do (Do = Weg).

(Text v. M.Klein)

Ein Sport für Körper und Geist

Karate wird leider oftmals gleichgesetzt mit Bretterzerschlagen. Dieses Vorurteil entstammt öffentlichen Schauvorführungen, die auf Publikumswirksamkeit abzielen und Karate zur zirkusreifen Artistik erklären. In Wirklichkeit ist Karate jedoch alles anderes als ein Sport für Selbstdarsteller. Im Training und Wettkampf werden Fuß- und Fauststöße vor dem Auftreten abgestoppt. Voraussetzung dafür ist Selbstdisziplin, Verantwortungsbewußtsein gegenüber dem Partner und natürlich eine gute Körperbeherrschung, die im Kihon (Grundschule) systematisch aufgebaut wird. Aufgrund seiner vielseitigen Anforderungen an Körper und Geist ist Karate ideal als Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags: Der Karateka trainiert Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Das macht fit! Mit Entspannungstechniken, Atemübungen und Meditation steigert er seine Konzentrationsfähigkeit und schult die eigene Körperwahrnehmung.

Eine moderne und wirksame Selbstverteidigung

Viele Karateka üben ihren Sport aus, um sich im Notfall selbst verteidigen zu können. Und tatsächlich ist Karate eine wirksame und praktikable Verteidigungsart. Kraft und körperliche Statur spielen in der Karate-Selbstverteidigung nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Gelassenheit. Nur wer bei einem Angriff nicht in Panik gerät, kann sich sinnvoll verteidigen. Deshalb vermitteln spezielle Lehrgänge neben technischen Fertigkeiten auch die psychologischen Komponenten der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Diese Aspekte machen Karate-Selbstverteidigung insbesondere für Frauen und Mädchen interessant.

Ein Sport für uns alle

Ob Ausgleichssport, allgemeine Fitneß oder Selbstverteidigung, Karate eröffnet allen Altersgruppen und Interessenlagen ein breites sportliches Betätigungsfeld. Karate ist nicht nur spannend für alt und jung. Durch die Vielseitigkeit fördert Karate Gesundheit und Wohlbefinden. Auch deshalb haben sich viele junge und ältere Menschen für diesen Sport entschieden. In den meisten Vereinen gibt es Anfängerkurse, die den Einstieg leicht machen. Stufe um Stufe wachsen Geschicklichkeit und Leistungsvermögen. Die farbigen Gürtel der Budosportarten sind dabei Hilfe und Ansporn.

Wettkampf und Tradition

Im Karate werden grundsätzlich zwei Wettkampfdisziplinen unterschieden. Beim "Kumite" (Freikampf) stehen sich zwei Karateka auf einer Kampffläche gegenüber und versuchen, wertbare Stoß-, Schlag- und Tritttechniken anzubringen. Die Kriterien sind so gehalten, dass ohne Trefferwirkung gekämpft wird d.h. Verletzungen der Kämpfer sind nahezu ausgeschlossen. Die Disziplin "Kata" ist eine Abfolge genau festgelegter Angriffs- und Abwehrtechniken gegen mehrere imaginäre Gegner, die sich aus verschiedenen Richtungen nähern. Man unterscheidet in der von uns trainierten Stilrichtung über 20 verschiedene Kata, deren Ästhetik im Einklang von Kampfgeist, Dynamik und Rhythmik liegen. Manche Kata wurde über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben und ist Zeuge der Tradition des Karate. Jedem Vereinsmitglied ist die Teilnahme an Wettkämpfen und Turnieren freigestellt - ob im Kumite oder in der Kata, das entscheidet jeder selbst!